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Geschichte


Geschichtliches

Gronau, eine Kleinstadt an der Leine im Landkreis Hildesheim, liegt am nördlichen Ausläufer des Leineberglands und eingebettet zwischen den Höhenzügen Hildesheimer Wald, Külf und Sieben Berge.

Etwa einen Kilometer flussaufwärts gabelt sich die Leine in einen West- und einen Ostarm. Der Westarm fließt an der Stadt vorbei, der Ostarm umschließt die Altstadt mit zwei Seitenarmen, die sich im Süden Gronaus wieder miteinander und im weiteren Verlauf mit dem Westarm verbinden.

Zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Funde in der Gemarkung Gronau, wie Faustkeile und Klingen, lassen vermuten, dass bereits in der älteren Steinzeit Jäger und Sammler dieses Gebiet durchstreiften. Der Fund einer Hirschhornaxt und Geräte zur Holzbearbeitung lassen außerdem auf Siedlungen von Ackerbau und Viehzucht betreibenden Menschen schließen. Innerhalb der Gronauer Altstadt legte man im Rahmen von Ausschachtungsarbeiten ein jungsteinzeitliches Grab frei und der Heimatforscher Wilhelm Barner, der ab 1916 zwanzig Jahre lang Lehrer im nahe gelegenen Deilmissen und später Heimatpfleger des Landkreises Alfeld war, legte in einem ungenutzten Teil der früheren Kiesgrube Ahrens ein einfaches Mauerstück frei, das zu einem 3,35 x 6,86 Meter großen Hausrest gehörte. Hier fand er Pflasterungen, Grapenfüße und Reste eines Gefäßes, die er auf das 14. Jh. datierten.

Wann die Stadt Gronau jedoch gegründet wurde, ist nicht genau zu belegen, denn es existieren heute keine Urkunden mehr, die das Gründungsjahr oder die Verleihung von Stadtrechten bezeugen. Schriftstücke aus der Zeit Bischof Siegfrieds II. (im Amt 1279-1310) lassen allerdings darauf schließen, dass Gronau um 1300 auf dessen Betreiben angelegt wurde und eine Folgegründung der Grenzburg Empne mit städtischer Siedlung war. Diese lag auf der Grenze zum welfischen Nachbarn und war 1279 durch Herzog Albrecht I., Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, zerstört worden. 1281 wurde sie wegen des natürlichen Schutzes durch die Lage auf einer Insel zwischen Leinearmen neu errichtet. Es entstand eine mit Wall, Mauern und festen Toren geschützte Burg, auf die eine weitere Bebauung des Leinewerders folgte. Hierher ließ Siegfried die Bewohner der ungeschützten Dörfer Empne, Bekum und Lehdi umsiedeln – ein Prozess, der sich aber sicher noch über mehrere hundert Jahre hinzog, denn die Kapelle von Lehdi, die heute die Friedhofskapelle des Gronauer Friedhofes ist, wurde nachweislich noch bis ins 15. Jh. als Dorfkirche genutzt. Auch das alte Empne existierte neben dem neuen Empne bis ins 16. Jahrhundert hinein. 1544 wurde nach dem Bericht von Heinrich Bünting (1577-1591 Pastor in Gronau) die Kirche von Empne geschlossen.

Die in Empne, Bekum und Lehdi angesiedelten Ritter wurden zur Verteidigung der neu entstehenden Stadt verpflichtet.

Zunächst trug die Siedlung auf der Leineinsel noch den Namen Empne, wurde aber einige Jahre später umbenannt. Im Chronicon Hildesheimense heißt es: Empnam tamen in loco tutiori locatam mutato nomine Gronowe appelavit (Empne aber verlegte er [Bf. Siegfried] an einen sichereren Ort und gab ihr den neuen Namen Gronau).

1832 zitiert A.H. Röbbelen in einer Abhandlung zur Geschichte Gronaus den Stadtgründer Siegfried und erklärt damit die Namensgebung der Stadt: „Am Fuße des Dorfes Lehdi in einem anmuthigen Thale, liegt eine grüne Au, rings von der Leine umströmt ... ich will sie ob der grünen Owe (Aue): Grünow (Gronau) nennen.“

Die neue und planmäßig angelegte Stadt Gronau lag verkehrstechnisch günstig, denn die alte Handelsverbindung zwischen Goslar und Hameln führte durch die Stadt und traf in ihrer Nähe auf die Nord-Süd-Verbindung von Lübeck nach Frankfurt und über Eime-Esbeck auf die Straße nach Hildesheim. Gronau erhielt einen Leineübergang in Ost-West-Richtung.

Obwohl im Laufe der Jahrhunderte mehrere Brände (1703 u. 1758) Zerstörungen und Veränderungen nach sich zogen, ist im Ortsplan Gronaus die ursprünglich geschlossene mittelalterliche Stadt- und Befestigungsanlage noch gut zu erkennen. Die von Empne in die Stadt verlegte Burg wurde zwar zerstört und nicht wieder aufgebaut, doch die alten Straßenzüge mit Nord- und Junkernstraße im Norden, Burgstraße im Westen und Südstraße im Süden sind im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben. Blanke- und Hauptstraße durchziehen Gronau in Ost-West-Richtung. Die Zuführung zu den beiden ehemaligen Stadttoren – das Leintor im Westen und das Steintor im Osten – sind durch Leintorstraße und Steintorstraße noch gut nachzuvollziehen. Von der alten Stadtmauer sind noch Reste erhalten geblieben und der ehemalige Wall ist ebenfalls noch immer durch gleichnamige Fuß- und Radwege zu erkennen.

Die zur Umsiedlung verpflichtete Ritterschaft errichtete ihre Burgmannshöfe entlang der Stadtmauer. Die Höfe sind bis heute erhalten und prägen das Stadtbild Gronaus noch immer.

Burgmannen und Bürger Gronaus lebten über lange Zeit vom Ackerbau. Im Jahr 1427 wurde Gronau Hansestadt und trat dem als Tohopesate bezeichneten Bündnis mehrerer sächsischer Handelsstädte bei, dessen Ziel die Verteidigung gegen militärisch-politische Gegner und damit der Sicherung von Handelsbeziehungen war. Die Hansestadt Gronau lebte im Wesentlichen vom Handel mit Wolle, die großenteils von den Burgmannshöfen und benachbarten Gütern geliefert wurde.

Belagerungen konnte die Stadt mehrfach abwehren, doch während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) brannte Gronau nieder und gehörte fortan zum welfischen Herzogtum Calenberg. Das Gronauer Wappen und die Stadtsiegel zeigten über Jahrhunderte einen von links oben nach rechts unten verlaufenden Schrägbalken. Erst im fortgeschrittenen 18. Jh. wandelte sich dieser Balken zu zwei parallel verlaufenden Balken mit drei senkrechten Sprossen, also einer Leiter. Eine Begründung für diesen Wandel ist für die Historiker nirgends zu finden. In der Südstraße gibt es noch heute ein Wappen aus dem Jahr 1705 mit lediglich einem Balken. Dass die Veränderung des Wappens auf den Versuch der Bürger zurückgeht, während der dreiwöchigen Belagerungszeit im Jahre 1522 die belagerte Stadt mithilfe von Leitern über die Stadtmauer zu verlassen oder deren Aufbauwillen dokumentieren sollte, konnte bis heute nicht belegt werden und eine eindeutige Klärung durch den Verlust der Gronauer Akten im Jahre 1943 bleibt leider schwierig.

Weitere Brände richteten immer wieder schwere Schäden in der Stadt an. Besonders verheerend wütete ein Feuer im Jahre 1758, als 106 Wohnhäuser und 72 Scheunen niederbrannten.

Im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges fiel die Stadt 1625 außerdem den Plünderungen der Truppen Tillys zum Opfer. 1643 kam die Stadt wieder an das Fürstentum Hildesheim.

Mit der Säkularisation im Jahre 1803 ging Hildesheim an Preußen, doch durch den Sieg Napoleons über die Preußen im Jahre 1806 wurde Gronau von 1807-1813 dem von Napoleons Bruder Jerôme geführten Königreich Westfalen unterstellt. Danach gehörte es bis 1866 zum Königreich Hannover, das im selben Jahr Provinz des preußischen Staates wurde.

Bis 1885 war Gronau Sitz des Amtmanns im Amt Gronau, danach Kreisstadt im neu gebildeten Kreis Gronau bis zu dessen Auflösung und Eingliederung in den Kreis Alfeld am 1. Oktober 1932. Mit dessen Auflösung am 1. August 1977 wurde Gronau dem Landkreis Hildesheim zugeordnet.

Durch die beiden Weltkriege verloren zahlreiche Soldaten aus Gronau und Umgebung ihr Leben oder blieben vermisst. Von Zerstörungen zwischen 1939 und 1945 blieb die Stadt jedoch weitgehend verschont.

Zu Beginn des 20. Jh. erlebte Gronau einen Wandel von einer Ackerbürgerstadt zu einem Industriestandort mit Bahnanschluss. In den 1980er und 1990er Jahren bauten traditionelle Betriebe des Metallbaus und der Chemie jedoch viele Arbeitsplätze ab, andere Unternehmen aus den Bereichen der Zucker- und Papierherstellung verschwanden ganz.

Durch die Ausweisung des Industriegebiets Gronau-West mit guter Verkehrsanbindung ergaben sich seit 2008 neue Perspektiven und Gronau ist heute ein vergleichsweise starker Industriestandort der Branchen Metall, Chemie und Papier, gleichzeitig aber Wohnort vieler Berufspendler in die benachbarten Städte und Großstädte wie Hildesheim und Hannover.

Hildesheim ist über die in der Nähe der Stadt verlaufenden Bundesstraßen 3 und 1 problemlos zu erreichen. Der nächste Bahnhaltepunkt befindet sich im 9 km nördlich gelegenen Elze, nur knapp 5 km entfernt liegt der Metronom-Haltepunkt Banteln.

Kinderbetreuung und schulische Bildung in der Kernstadt Gronau werden durch zwei Kindertagesstätten, eine Grundschule und eine weiterführende Gesamtschule gewährleistet.

Der KulturKreis Gronau engagiert sich für den Erhalt eines traditionellen Lichtspielhauses, sorgt durch die Zusammenarbeit mit dem TfN (Theater für Niedersachsen) und zahlreiche weitere Veranstaltungen für ein kulturelles Angebot in der Stadt und arbeitet eng mit regionalen und überregionalen kulturellen Netzwerken und Vereinen zusammen.

Mit den vor den Toren der Stadt liegenden Naturschutzgebieten Gronauer Masch und Leineaue unter dem Rammelsberg bietet die Stadt ihren Bewohnern ansprechende Ziele der Naherholung in der Natur. Unter anderem finden sich hier Reste alter Auwälder, Magerrasen und Biotope für zahlreiche Brut- und Zugvögel. Die nahegelegenen Höhenzüge laden zu Wanderungen ein und durch das Leinebergland führen mehrere Radwanderwege.

2016 fusionierten die Gemeinden Banteln, Betheln, Brüggen, Rheden und Despetal mit der Stadt Gronau. Seitdem zählt sie mit ihren zwölf Ortsteilen Banteln, Barfelde, Betheln, Brüggen, Dötzum, Eddinghausen, Eitzum, Haus Escherde, Heinum, Nienstedt, Rheden und Wallenstedt knapp 11.000 Einwohnerinnen und Einwohner, von denen rund 5.200 Menschen in der Kernstadt leben. Sie können hier alle notwendigen Besorgungen und Einkäufe erledigen. Die medizinische Versorgung ist durch mehrere Arztpraxen gesichert. Zudem gibt es in Gronau seit über 100 Jahren ein Krankenhaus.

Am 1. November 2016 wurde die Stadt durch Zusammenschluss mit den Flecken Duingen und Eime Mitglied der neu entstandenen Samtgemeinde Leinebergland, deren Verwaltungsmittelpunkt Gronau ist.



Historische Baulichkeiten

Im Norden der Altstadt

Die Burgmannshöfe

Das Stadtbild Gronaus wird bis heute von mehreren Burgmannshöfen geprägt, die nach der Gründung der Stadt entlang der ehemaligen Stadtmauer entstanden. Bauherren waren die Ritter verschiedener Adelsgeschlechter der nach und nach aufgegebenen und später wüst gefallenen Dörfer Empne, Bekum und Lehdi. Nach den Ausführungen der Historikerin A. von Reden-Dohna waren die Ritter von Beginn an an der Existenz der neuen Stadt interessiert, was ihre Reaktion nach einem verheerenden Brand im Jahre 1316 deutlich macht. „Sie verkauften dem Kloster Escherde ein Stück Wald, um mit diesem Erlös die Bürger beim Aufbau ihrer Häuser zu unterstützen. Die wiederholten Stadtbrände waren, wie sich zeigt, ihr gemeinsames Schicksal, zuletzt 1703 und 1758.“

Von diesen Burgmannshöfen in Gronau sind bis heute fünf in allerdings baulich sehr unterschiedlichem Zustand oder noch deren Spuren erhalten.

Drei der Burgmannshöfe liegen im Norden der Stadt und mit ihren Gebäuderückseiten am Nordwall, der heute noch als Fußweg begehbar ist.

Engelbrechten’scher Hof, (heute Stadtmuseum/ Stadtarchiv), Junkernstr.16

Der schönste und nach Ansicht von A. von Reden-Dohna auch „der schönste ... im ganzen ehemaligen Fürstbistums Hildesheim“ ist der Engelbrechten’sche Hof in der Junkernstraße. Er gehörte zum Besitz der Adelsfamilie Bock von Nordholz, die um 1300 ein Lehen mit bedeutendem Grundbesitz erhielt und in der neu gegründeten Stadt einen Gutshof erbaute. Dieser und auch Nachfolgebauten fielen im Verlaufe der Jahrhunderte vermutlich immer wieder Feuersbrünsten zum Opfer.

Der 1590 von Barthold Bock von Northolz (Northolt) errichtete und mittlerweile restaurierte Adelshof ist heute das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Das Jahr seiner Errichtung ist in der Inschrift über dem Portal zu lesen. Beim Bau dieses Burgmannshofes wurde die Rückwand des Gebäudes direkt mit der dahinter verlaufenden Stadtmauer verbunden. Das galt auch für zwei niedrigere und danebenliegende, aber heute nicht mehr existierende Nebengebäude.

Der schöne Rennaissancebau hat ein außergewöhnlich hohes und aus Bruchsteinen gemauertes Erdgeschoss. Auf diesem liegt ein Wohngeschoss aus Eichenfachwerk, das durch symmetrische Utluchten (befensterte Vorspünge) mit Dreiecksgiebeln gegliedert wird. Diese sind im Wohnbereich durch eine dichte Reihe von Fenstern miteinander verbunden. Zwischen gemauertem Erdgeschoss und Fachwerk liegt ein breites Band holzgeschnitzter Ornamentik.

Man betritt das Gebäude durch einen Eingang mit Holztür im Erdgeschoss und gelangt in eine große Halle, von der aus zu beiden Seiten zwei Treppen in den Keller führen. Getrennt vom oberen Wohnbereich wurden Erdgeschoss und Keller für die Lagerung von Bedarfsgütern und Agrarprodukten genutzt und es ist davon auszugehen, dass dieser Burgmannshof als Umschlagplatz für Waren zwischen Stadt und Land diente.

Als das Geschlecht der Bock von Northolt ohne Nachkommen ausstarb, fiel das Lehen an Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel zurück. Dieser verlieh den gesamten und umfangreichen von Northolzschen Besitz 1632 seinem verdienten Geheimen Rat und Kanzler Dr. Adolf Engebrechten, dessen Namen der Hof bis heute trägt. Bis ins 20. Jh blieb er im Besitz seiner Familie.

1973 übergab Friedrich von Engelbrechten den Hof der Stadt Gronau, die das Gebäude anschließend restaurieren ließ. Seit 1982 befindet sich dort Stadtmuseum und Archiv.

Direkter Nachbar an der nördlichen Stadtmauer zur Rechten war einst ein Burgmannshof der Familie von Dötzum, den Johann von Dötzum als letzter seiner Familie an Johann von Bennigsen vererbte. Der Hof brannte während des Stadtbrandes 1703 vollkommen nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Erhalten geblieben ist lediglich ein längs der Junkernstraße liegendes Fachwerkgebäude, das ehemals zu einer Mühle gehörte.

Auf diesen Burgmannshof folgte der vom von Dötzum’schen Hof abgeteilte und 1613 von den Bock von Wülfingen der Elzer Linie erworbene und aufgebaute Bockhof I, dessen langgestrecktes Herrenhaus noch immer steht. Daneben entstand schließlich der Bockhof II, der ebenfalls zum Besitz der Familie Bock von Wülfingen, jedoch eines Familienzweigs aus Bockenrode gehörte.

Beide Bockhöfe wurden beim Stadtbrand von 1703 vernichtet und später in ihrer heutigen Form neu gebaut. Über ihr ursprüngliches Aussehen ist nichts bekannt.

Schon seit der Gründung der Stadt verfügten die Bock von Wülfingen offenbar über viel gesellschaftlichen und politischen Einfluss und werden in Urkunden aus dieser Zeit immer wieder als Zeugen erwähnt.

An den 1355 verstorbenen Ritter Siegfried von Bock erinnert noch heute ein für diese Zeit bemerkenswerter Grabstein an der Grabkapelle der Familie in Wülfingen. Siegfried ist aufrecht stehend dargestellt, in seiner rechten Hand hält er einen Schild mit zwei Wölfen, den Wappentieren der Adelsfamilie.

Bockhof I, Junkernstr. 10

Der Bockhof I stand an der Stelle des ehemaligen Kitzscherhofes, den Wulbrant Georg von Bock von Wülfingen (1590-1651, Linie Elze) wie bereits erwähnt 1613 erworben hatte. Nach dem Stadtbrand baute der Erbe Levin Adam von Bock und dessen Frau Elisabeth Sophia von Campen ihn sofort wieder auf. Ihre Namen und das Baujahr 1706 sind in der Inschrift über dem Portal zu lesen.

Vom dem mit Wirtschafts-und Stallgebäuden sowie zugehörigen Gärten ausgestatteten Adelshof ist heute nur noch das einst repräsentative Herrenhaus erhalten.

Der langgestreckte zweigeschossige Bau mit Walmdach, dessen Nordseite über der Stadtmauer aufgebaut ist, steht auf einem fast zu ebener Erde liegenden Kellergeschoss. Die elfachsige Fassade hat Türen und Fenster mit Sandsteingewänden. Zum Portal führt eine doppelarmige Freitreppe hinauf. Zwischen den beiden links anschließenden Fenstern befindet sich eine auf das Jahr 1613 datierte Platte mit Wappen und Namen des Wulbrant Georg Bock von Wülfingen und seiner Frau Anna von Bennigsen, die von dem abgebrannten Vorgängerbau übernommen wurde. Zwischen den Fenstern rechts der Tür wurde in der ersten Hälfte des 19. Jh. eine rechteckige Platte mit dem von Bock’schen Wappen angebracht.

Auffällig ist, dass das Gebäude auf der Westseite keine Fensteröffnungen hat. Grund dafür war eine 1613 festgelegte Abmachung, alle Fensteröffnungen in Richtung Bockhof II zuzumauern. Anlass war ein Streit zwischen Wulbant von Bock (Linie Elze) und seinem Onkel (Linie Bockenrode). Dieser Streit führte außerdem zum Bau einer noch heute zwischen den benachbarten Höfen liegenden Mauer.

Das ehemalige Herrenhaus steht seit Jahren leer und ist zurzeit in einem schlechten baulichen Zustand.  Nach den Plänen des neuen und aktuellen Eigentümers, der kwg Kreiswohnbaugesellschaft Hildesheim mbH, soll es in den nächsten Jahren saniert werden. Geplant ist die Schaffung von sechs barrierefreien Appartements. Auf dem Außengelände des Bock'schen Hofes sollen außerdem Stellplätze für die PKW der Bewohner eingerichtet werden.

Bockhof II/Bürgermeisterhaus, Junkernstr. 7 (heute Leinebücherei,KulturKreis Gronau, Stadtarchiv

Der auf der Ostseite der Mauer liegende Bockhof II wurde offensichtlich später als der Bockhof I wieder aufgebaut. Der Türsturz des 1703 beim Brand zerstörten von Bock’schen Vorgängergebäudes befindet sich heute – leider kaum sichtbar und durch eine Tafeletwas verdeckt– innen im Keller über einer flachbogigen Tür unterhalb der vorderen Freitreppe des Hauses. Man erkennt die Jahreszahl 1585, rechts neben der Inschrift ein Rankenornament und darunter ein Steinmetzzeichen.

Bauherr des heute noch stehenden und möglicherweise um 1730, nach Ansicht der Historikerin A. von Reden-Dohna jedoch erst 1742 entstandenen zweigeschossigen Bruchsteingebäudes war Philipp August von Bock. Sie bezieht sich auf eigene Forschungen im Bock’schen Familienarchiv, die sie im Heft 2001 aus der Schriftenreihe des Stadtarchives „Beiträge zur Geschichte der Stadt Gronau (Leine)“ genau darlegt.

Die verputzte Fassade mit Eckquadern hat neun Fensterachsen mit leicht geohrten Sandsteingewänden und einem Gesims zwischen den Geschossen. Mit Walmdach und schlichten Schmuckelementen wurde das Barockgebäude „sichtlich auf den Nachbarhof abgestimmt, hinter dessen geschmacklichem Anspruch man nicht zurückstehen wollte“ (A. von Reden-Dohna, Die Burgmannshöfe in Gronau, s. 5.1). Der Balkon über der mittig liegenden Eingangstür wurde erst später angesetzt.

Zum ursprünglich stattlichen Anwesen gehörten ebenfalls große Wirtschafts- und Stallgebäude sowie mehrere Gärten, die die von Bock’schen Erben nach und nach verkauften.

Zwischen 1855 und 1862 betrieb im noch verbliebenen Herrenhaus der Arzt Dr. Robert Felsberg als Mieter eine Privatschule mit Internat. Dieses verkauften die von Bock’schen Nachkommen 1870 an die Stadt Gronau. Da zeitweise Bürgermeister der Stadt das Obergeschoss bewohnten, wird der Bockhof heute auch „Bürgermeisterhaus“ genannt.

Zwischen 1999 und 2000 wurde es, unterstützt durch Fördermittel des Landes Niedersachsen, saniert. Heute befinden sich u.a. das historische Archiv der Stadt, die Leinebücherei und die Räume des KulturKreises Gronau e.V. im Bockhof II.

Das Gebäude mit der dazugehörenden Außenanlage kann auf Antrag Vereinen, Verbänden, Organisationen und Schulen sowie weiteren Bildungsstätten für gemeinnützige, politische, kulturelle und jugendfördernde Zwecke und Privatpersonen für Familienfeiern überlassen werden.

Für Familienfeiern für bis zu 60 Personen steht insbesondere der Gewölbekeller zur Verfügung. Dort befinden sich auch eine kleine Küche und sanitäre Anlagen.

Terminanfragen nimmt Frau Claudia Hennies, Telefon: 05182 / 902-441 oder Email: c.hennies@sg-leinebergland.de entgegen.

Die beiden Burgmannshöfe im Süden der Altstadt, der Schäferhof und der Paterhof, werden im weiteren Verlauf des Textes näher beschrieben.

Rund um St. Matthäi

St. Matthäi, Hauptstr. 6

Wann genau mit dem Bau der Gronauer St.-Matthäi-Kirche begonnen wurde, ist nicht bekannt. Eine Urkunde aus dem Jahr 1309, mit der die Grafen von Wohldenberg der Kirche in Gronau elf Morgen Land schenken, lässt aber zumindest den Schluss zu, dass es zu dieser Zeit eine Kirche in der noch jungen Siedlung gab. Gebäudereste im Kirchturm, die auf das 14. Jh. zurückgehen, sind möglicherweise Spuren eines Kirchenbaus dieser Zeit, über dessen Aussehen man jedoch nichts weiß.

Ältester Teil der St.-Matthäi-Kirche ist aber mit Sicherheit ihr Turm im Westen, der jedoch ursprünglich nicht Bestandteil der Kirche war, sondern, wie an schmalen und geschlitzten Öffnungen unterhalb des Glockengeschosses noch erkennen ist, zu einem der Wehrtürme der mittelalterlichen Stadt gehört hat. Das Mauerwerk des Turmes ist im Erdgeschoss 2,40 m dick, seine Gesamthöhe misst 55,45 m, wobei man ihn im Laufe der Jahrhunderte und infolge von Zerstörungen durch mehrere Stadtbrände schließlich niedriger als ursprünglich wieder aufgebaut hat. Seine heutige Höhe erhielt der Turm 1721. Das Mauerwerk wird durch Kaffgesimse gegliedert. Das Glockengeschoss hat nach allen vier Seiten jeweils zwei spitzbogige Schallöffnungen, in denen vermutlich im 18. Jh. Brustwehren aus barocken Grabplatten angebracht wurden. Am Sturz des Schlitzes im Erdgeschoss an der Westseite ist eine Maske mit Halsansatz vor einem Kreuz zu erkennen. Die 16-eckige Turmspitze ist mit Kupferplatten bedeckt.

Der später angesetzte dreischiffige Kirchenbau mit eingezogenem dreiseitigen Chor hat ein geputztes Bruchsteinmauerwerk mit gequaderten Ecken, nur die Mauern des Kirchenschiffs sind in Quadern ausgeführt. Zwischen Chor und Südseite des Kirchenschiffs ist die Sakristei angesetzt. Auf der Süd- und der Nordseite befinden sich jeweils drei spitzbogige Fenster, ein drittes über den Portalen auf beiden Seiten am Westende des Kirchenschiffes. Unterhalb des Kaffgesimses ist auf der südlichen Längsseite die Sandsteinplatte mit der Bauinschrift eingemauert, die allerdings stark verwittert und nur noch teilweise lesbar ist: Im Jahr des Herrn 1457 legten Johannes von Amensen und Heinrich Kock den ersten Stein. Gott vergelte es einem jeden von beiden.

Die hier erwähnten Männer waren zur Zeit des Baubeginns Diakone an St. Matthäi. Die Familie von Amensen trug damals auch finanziell wesentlich zum Bau der Kirche bei. Man entschied sich damals für die im späten Mittelalter durchaus verbreitete Architekturform einer sogenannten Pseudobasilika, einer Mischform zwischen Basilika und Hallenkirche, bei der das Mittelschiff die beiden Seitenschiffe überragte, alle Schiffe jedoch unter einem Dach lagen. Erst nach dem Brand von 1703 und im Rahmen der Instandsetzung der Kirche wurden die Außenwände der Kirche erhöht, was den heutigen Höhenunterschied zwischen Kirchenschiff und Chorraum erklärt.

Danach wurden nur noch unbedingt notwendige Instandsetzungsmaßnahmen vorgenommen. Aus einem Schreiben des Bürgermeisters Busse an den hannoverschen Stadtbaumeister aus dem Jahre 1843 geht hervor, dass sich die Kirche zu dieser Zeit in einem sehr desolaten Zustand befand, das Innere ein Bild des Zerfalls bot und St. Matthäi dringend instandgesetzt werden musste.

Unter dem damaligen Pastor Primarius August Philipp Sauerwein, Vater des in Gronau verehrten Sprachforschers und Dichters Georg Sauerwein wurde schließlich Georg Ludwig Friedrich Laves, der damals das Amt des Oberhofbaudirektors in Hannover innehatte, mit den Plänen für eine Hauptinstandsetzung beauftragt. Trotz hoher Baukosten fanden sich mehrere Sponsoren, die die Finanzierung des von Laves vorgelegten und ambitionierten Planes sicherten. Von 1856 bis 1859 wurde die Gronauer Kirche unter der Bauleitung des Architekten Tochtermann aus Hildesheim, eines Neffen von Pastor Sauerwein, grundlegend saniert und der Innenraum im Stile der Neugotik umgestaltet, wobei ausschließlich der Chorraum unangetastet blieb.

Dieses Bild ist bis heute im Wesentlichen erhalten. Eine farbliche Gestaltung des Innenraumes und die Bemalung der Fensterleibungen, der vier Säulen und des Kreuzrippengewölbes mit Ornamenten fand 1883 statt. Diese wurden 1958 überstrichen, 1978 aber zumindest teilweise an den Fensterleibungen und den Säulen wieder freigelegt.

Wer den Kirchenraum durch eines der beiden Westportale betritt, befindet sich in einem Kirchenraum mit drei Schiffen mit jeweils drei Jochen und spitzbogigen Kreuzgratgewölben. Mittelschiff und Seitenschiffe werden durch monolithe Säulen gestützt. Gewölbebögen und Gewölberippen bestehen aus Holz. Der etwas erhöht liegende Chorraum hat ein Kreuzrippengewölbe mit Scheitelringen.

Herausragendes Element der Innenausstattung von St. Matthäi ist der Flügelaltar – wegen seiner Figurendarstellungen auch Apostelaltar genannt, der um 1415/20 vom Hamburger Bildschnitzer Bertram geschaffen wurde. Dieser Altar gehörte ursprünglich zur Ausstattung der St. Godehard-Kirche in Hildesheim und wurde 1780 für St. Matthäi erworben. Er zeigt in der unteren Reihe die Propheten, darüber 11 Apostel, den Hl. Paulus anstelle des Judas sowie die Figuren des Matthias, Bischof Godehard mit dem Modell seiner Kirche, Bischof Bernward mit Kreuz und den Hl. Jodokus. Die Namen der Figuren sind in gotischen Minuskeln auf kleinen Platten zu ihren Füßen aufgemalt. Die Mittelgruppe mit Maria und Christus stammt aus dem Jahr 1859 und wurde vom Bildhauer Georg Hurtzig (1812-1865) gefertigt, zu dessen Werken auch der Altar der Marktkirche in Hannover zählt.

Die Temperamalereien auf Rückseite des Apostelaltars werden dem westfälischen Malers Conrad von Soest (1370-ca.1422) zugeschrieben. Sie zeigen die Kreuzigungsszene (Christus zwischen den Schächern – die Gruppe der vier Marien mit Johannes – Hauptmann mit Spruchband – eine Gruppe von Juden – Longinus mit Knecht – Schwammträger) und das Jüngste Gericht (Christus als Weltenrichter auf dem Regenbogen in der Mandorla – zwei Posaunenengel – am unteren Bildrand Gräber mit Figuren der Auferstehenden – auf den Seiten in Höhe von Christus Maria und Johannes d. Täufer). Diese Darstellungen sind für die Gemeinde nur in der Advents- und Passionszeit sichtbar, wenn die beiden Seitenflügel geschlossen werden.

Die ursprünglich an den Längsseiten bestehenden Prichen wurden nach den Plänen Laves‘ entfernt, nur die Orgelpriche blieb erhalten.

Aus dem Jahr 1859 stammen Taufstein, Altarschranken, Lesealtar und Kanzel. Diese und die kunstvolle Bearbeitung am Kirchengestühl und am Maßwerk der Orgelpriche wurden von Gronauer Handwerkern angefertigt.

Die erste Orgel erhielt die Matthäikirche im Jahre 1622. Register und Baumeister sind unbekannt.

Die heutige Orgel der St.-Matthäi-Kirche aus der Werkstatt Philipp Furtwänglers wurde am 23.9.1860 eingeweiht. Bereits 1836 war Furtwängler mit der Reparatur des Vorgängerinstrumentes beauftragt worden, zwei Jahre, bevor er seine eigene Orgelwerkstatt in Elze gründete.

Die heutige Gronauer Orgel ist das größte Werk Furtwänglers. Sie wurde 1859-1860 als Opus 55 Neubau in einen neugotischen Orgelprospekt des hannoverschen Oberhofbaumeisters Georg Laves eingebaut.

Das Instrument setzt sich aus 58 Registern und 3861 Pfeifen zusammen, die auf drei Manuale und ein Pedal verteilt sind. Am 25. März 1936 wurde die Orgel durch das Ev.-luth. Landeskirchenamt Hannover unter Denkmalschutz gestellt. Die letzte Restaurierung der Orgel wurde 1978-1981 von Gebr. Hillebrand Orgelbau (Altwarmbüchen) vorgenommen.

Genaue Informationen zur Gronauer Furtwängler-Orgel finden sich hier.

Seit 2005 und nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten ist die Turmhalle, die lange nur als Lagerraum und später als Standort für die Tanks der Ölheizung genutzt wurde mit dem Kirchenschiff verbunden und kann für kirchliche Zwecke genutzt werden. Das gotische Gewölbe, dass während der Restaurierungsarbeiten im Jahre 1859 durchbrochen worden war, ist seitdem wieder geschlossen. Die beiden zugemauerten Öffnungen zum Kirchenraum wurden freigelegt. Seitdem ist die Turmhalle räumlich nur noch durch eine Konstruktion aus Stahl und Glas getrennt. Sie wird heute als Andachtsraum und für das Kirchencafé im Anschluss an Gottesdienste genutzt.

Die Pfarrhäuser – Primariats-Pfarrhaus, Junkernstr. 2 / Diakonats-Pfarrhaus, Junkernstr. 5

Seit der Reformation gehörten zur der Gronauer Kirche zwei Pfarrstellen.

Im Jahre 1566, 23 Jahre nach Einführung der Reformation, wurde Gronau Sitz der Superintendentur für die Ämter Gronau, Poppenburg (mit der Stadt Elze) und Lauenstein. Seitdem und nur mit einigen Jahren Unterbrechung, war das Amt des Superintendenten mit dem ersten Pfarramt verbunden. Erst 1771 wurde der Sitz nach Alfeld verlegt.

Der Hauptgeistliche, der Pastor Primarius, wohnte mit seiner Familie im Primariatspfarrhaus in der Junkernstr. 2. Das heutige Gebäude wurde 1789 errichtet, der Zwischenbau zum nördlichen Nachbarhaus (bis dahin Speisekammer für das Pfarrhaus) kam erst 1887 in der heutigen Form hinzu. Das Pimariatspfarrhaus wird in Gronau auch „Dr. Georg-Sauerwein-Haus“ genannt, denn zu den Bewohnern dieses Hauses gehörte in seinen Kindertagen auch der Sprachgelehrte Georg Sauerwein, dessen Vater August Philipp Ludwig Sauerwein von 1841 bis 1861 Hauptgeistlicher an St. Matthäi war. Eine Tafel am Haus der Junkernstr. 2 erinnert an den berühmten Spross dieser Pastorenfamilie. Im ehemaligen Primariatspfarrhaus befinden sich heute das Kirchenbüro, das Pfarrarchiv, ein Besprechungsraum sowie Privatwohnungen. Im Garten des Primariatspfarrhauses, das unmittelbar an der ehemaligen Stadtbefestigung Gronaus liegt, ist noch ein Stück der alten Stadtmauer erhalten.

Dem Diakonatpfarrer stand ein eigenes Haus zu. Das Fundament des heute noch von Pastoren bewohnten und 1750 entstandenen Fachwerkhaus steht zum Teil auf der alten Stadtmauer und liegt, etwas zurückgesetzt, in der Junkernstraße 5. Hier befinden sich im Erdgeschoss der Gemeindesaal, das Pfarrbüro, die Küche und Sanitäranlagen. Im ersten Geschoss wohnt derzeit ein Pastoren-Ehepaar, das sich die Pfarrstelle teilt. (Die zweite Pfarrstelle gibt es offiziell seit 2019 nicht mehr, wurde aber schon in den Jahren davor nicht mehr besetzt.)

Das kleinere Fachwerkgebäude neben dem Pfarrhaus ist das Jugendhaus mit zwei großen Gruppenräumen, einer Teeküche, Sanitäranlagen und einem Materiallager. Unter dem Dach befindet sich das Diakonen-Büro.

Häuser am Markt

In unmittelbarer Nähe der St. Matthäi-Kirche stehen noch heute einige historische Gebäude, deren Nutzung sich im Laufe der Jahrhunderte allerdings geändert hat.

Das Fachwerkhaus mit der Adresse Am Markt 3 war ehemals das Schulhaus von Gronau. Das Gebäude entstand im Jahre 1831, nachdem der Vorgängerbau zu klein geworden war. Zum Schulhaus gehörte ein dahinter liegendes Wirtschaftsgebäude, ein kleineres Fachwerkhaus, das auch heute noch existiert.

Nach dem Neubau der Gronauer Schule im Jahre 1896 an der Junkernstr. 6 (dieses Gebäude existiert heute nicht mehr) widmete die Stadt Gronau das alte Schulhaus zum Verwaltungsgebäude (Stadtverwaltung II) um. Eine Erweiterung um einen Anbau im Süden, der später wieder entfernt wurde, fand im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts statt. In diesem befanden sich die Räume der Sparkasse.

Das Rathaus der Stadt mit Ratskeller stand ursprünglich auf dem Kirchhof. Dieses Gebäude wurde 1979 abgerissen. Zuvor hatte man die Räume des Rathauses nicht nur in das alte Schulgebäude, sondern auch in das ehemalige Katasteramt von Gronau (Blankestr. 16) verlegt, in denen sich die Stadtverwaltung I bis heute befindet.

Links neben diesem steht das sog. Hering’sche Haus (Am Markt 2), das bei den Gronauern deshalb von Bedeutung ist, weil der Sprachforscher Dr. Georg Sauerwein einige Jahre seines Lebens Mieter des Ehepaares Albrecht und Sophie Hering war.

Häuser an der Hauptstraße

Das Haus mit der Nr.17 wurde vor einigen Jahren liebevoll restauriert und zeigt sich nun in neuem Glanz. In diesem Fachwerkhaus befand sich einst die älteste Apotheke der Stadt, weshalb die Seitenstraße, die hier von der Hauptstraße abzweigt, auch heute noch Apothekerstraße heißt.

Das Haus mit der Nr. 15 ist eines der ältesten noch erhaltenen Wohnhäuser Gronaus. Es ist eines der Ackerbürgerhäuser, wie sie in Gronau weit verbreitet waren. Noch heute wird das Stadtbild von Gronaus Innenstadt durch überwiegend traufständige Häuser geprägt, in denen zum Teil noch eine Hofeinfahrt auf einer Hausseite erhalten geblieben ist.

Über der alten Hofdurchfahrt dieses Hauses befindet sich noch ein alter Wappenstein, dessen Inschrift das Baujahr 1707 und die Namen der Erbauerpaares Paul Winckeler Amtsschreiber zu Gronau und der niedern Börde und Anna Catharina Sievers zu entnehmen sind. Dieser Stein hatte seinen Platz ursprünglich über der Haustür, die in der Mitte des Erdgeschosses lag. Als das Gebäude für ein Ladengeschäft umgebaut wurde, veränderten sich Aufteilung und Fassade des Hauses. Das Fachwerk und die Aufteilung der Fenster im Obergeschoss blieben jedoch unverändert.

Das Haus ist in Gronau auch als Krumhoff’sches Haus bekannt, benannt nach einem seiner Bewohner, dem Kaufmann Krumhoff.

Nach einer Schenkung der ehemaligen Besitzer an die Stadt Gronau wurde das kleine Fachwerkhaus an der Hauptstraße Nr. 8 im Jahre 2020 grundlegend saniert und hat sich so von einem hässlichen Entlein in ein Schmuckstück verwandelt. Die Sanierungskosten wurden je zu einem Drittel von Stadt, Land und Bund übernommen.

Das denkmalgeschützte Gebäude hatte lange leer gestanden, war zuletzt in einem maroden Zustand gewesen und konnte durch die Sanierung gerettet werden. 2021 wurde es in seiner neuen Funktion als Gronauer Bürgerzentrum eröffnet. Seitdem sind nun auf 275 Quadratmetern Tourismus-, Kultur-, Mobilitäts- und Vereinsangebote unter dem Dach des historischen Fachwerkhauses vereint. Darüber hinaus befinden sich hier das Jobcenter und die Flüchtlings-, Schwangeren- und Sozialberatung der Stadt.

Das Haus an der Hauptstraße Nr. 1 ist zur selben Zeit wie das Krumhoff’sche Haus entstanden. Am Holm sind das Baujahr 1705 sowie die Namen der Erbauer Johann Heinrich Dörry und Dorothea Rhüder zu lesen. Auch dieses Haus wurde im Laufe der Zeit durch die Umnutzung von einem reinen Wohnhaus in ein Haus mit Ladengeschäft im Erdgeschoß baulich verändert.

Auf dem Weg in die südliche Altstadt

Ehem. Dominikanerkloster/Pfarrkirche St. Joseph,Burgstr. 8

Das Dominikanerkloster in Gronau wurde 1680 von Fürstbischof Maximilian Heinrich gegründet, der es mit den Rechten des ehemaligen Hildesheimer St. Paulus-Konvents ausstattete. Zu seinen Blütezeiten lebten im Dominikanerkloster zwölf Mönche und drei bis vier Laienbrüder.

Es liegt an der Burgstraße am Ostrand der ehemaligen Stadtbefestigung, die beim Bau des Klosters teilweise in das Mauerwerk des Ostflügels integriert wurde. Die parallel zur Burgstraße liegende Kirche und die an diese anstoßenden beiden Konventflügel umschließen auf drei Seiten einen nach Süden hin geöffneten Innenhof. Dieser ist durch eine Zufahrt von der Burgstraße aus zu erreichen.

Eine ebenfalls an der Straße liegende Mauerpforte am Chor der Kirche führt über einen kleinen Vorplatz zum Nordflügel des Konvents und der Wohnung des Pfarrers. Diese Pforte ist von Pfeilern mit den Sandsteinfiguren des Hl. Dominikus und des Hl. Thomas von Aquin flankiert. Sie sind auf das Jahr 1741 datiert.

Im Süden und Osten schließt sich noch heute der von Bruchsteinmauern umgebene Garten an, der an den der ehemaligen Burg angrenzt und zu einem der Leine-Seitenärme hinabführt. Nach Westen grenzt die Mauer den ehemaligen Klostergarten zur Straße hin ab.

Der Nordflügel des ehemaligen Klosters hat fünf Achsen nach Norden und sieben Achsen nach Süden mit rechteckigen Fenstern und Türen. Auf der Südseite ist unter dem Kranzgesims, das die Fassade gegen das Dach abschließt, das Baudatum 1724 (die 7 fehlt) in Eisenbänden angebracht.

Der Ostflügel mit ursprünglich acht Achsen nach Osten und fünf Achsen nach Westen wurde später um zwei Achsen mit geringerer Breite nach Süden verlängert. Im Gegensatz zum Nordflügel ist dieser voll unterkellert. Die Fenster und Türen sind wie die des Nordflügels rechteckig ausgeführt.

Der auf der Grundrisszeichnung aus dem Jahre 1885 eingezeichnete und an das Ende des Nordflügels angesetzte Flügel mit Stallungen und einem Brauhaus existiert heute nicht mehr.

Zur Zeit der Säkularisation 1803 ließ die preußische Regierung das Kloster zwar fortbestehen, allerdings mit der Einschränkung, dass keine Novizen mehr aufgenommen werden durften. Zehn Jahre später war das Kloster daher fast ausgestorben. Die Klosterkirche wurde zur katholischen Pfarrkirche Gronaus gemacht und die noch verbliebenen Mönche mit der Ausübung der Pfarrdienste beauftragt. Das direkt an die Kirche anschließende Konventgebäude wurde zum Teil von der Pfarre und als Schule, der zweite Konventflügel aber auch als Landratsamt und Gefängnis des Amtes Gronau-Poppenburg genutzt.

Seit 1932 und nach der Zusammenlegung der Kreise Gronau und Alfeld erwarb die katholische Gemeinde diese Gebäudeteile für das Savigny-Stift, ein Altersheim, das unter der Leitung der Kongregation des Hl. Vincenz von Paul stand.

Heute befindet sich im Ostflügel das Pfarrbüro der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph. Andere Teile des Flügels sind zu Wohnungen umgestaltet worden und werden privat genutzt.

Die ehemalige Klosterkirche und heutige Pfarrkirche St. Joseph ist ein langgestreckter und auf das Jahr 1715 datierter Bau mit flachbogigem Chorschluss und Dachreiter. Auf den Längsseiten hat sie je vier, am Chorschluss zwei rundbogige Fenster. Die Eingangsseite im Süden ist fensterlos. In einer Nische über dem Haupteingang ist die Sandsteinfigur des Hl. Dominikus zu sehen. An der zum Innenhof liegenden Außenwand der Kirche erinnern zwei Grabsteine an Prioren des Dominikanerklosters.

Die Kirche betritt man von der Burgstraße aus im Süden. Ihr Innenraum der Saalkirche ist im barocken Stil gestaltet, der in seiner Vollständigkeit und Geschlossenheit als einzigartig für das Leinebergland gilt.

Die Wände sind durch Stuckleisten und Pilastern gegliedert. Im Gurtbogen zwischen Altarraum und Langhaus ist das Auge Gottes mit dem Chronogramm DeVs CertVs aspeCtor MeVs („Gott schaut mich an mit sicherem Blick“; 1715) zu sehen.

Zur umfangreichen barocken Ausstattung der Kirche gehört ein Hochaltar von 1722, in dessen zentralem Gemälde die Verlobung Mariens mit Joseph dargestellt ist. Seitlich davon, zwischen gedrehten und blumenumrankten Säulen, stehen auf vorspringenden Reliquienkästen links Figuren des Ordensgründers Dominikus und rechts des Hl. Thomas von Aquin. Beide Heilige sind ebenfalls am Tor zum Eingang am Ostchor dargestellt. Im Obergeschoss des Hochaltars erkennt man im hochrechteckigen Mittelbild die Szene des verstorbenen Joseph, an dessen Seite Christus und Maria und darüber den Hl. Geist in Gestalt der Taube und Gottvater.

Vermutlich zur selben Zeit gefertigt wie der Hauptaltar wurden die beiden Nebenaltäre an den Zugängen zum Chor. Der Nebenaltar auf der Westseite ist der Hl. Maria geweiht und zeigt die Madonna auf der Weltkugel, darüber den triumphierenden Christus sowie Joseph und Johannes d. Täufer. In den Seitenfiguren sind die Heiligen Dominikus und Therese dargestellt. Der dem Hl. Johannes Nepomuk geweihte Nebenaltar auf der gegenüberliegenden Seite zeigt im Gemälde diesen Heiligen, links und rechts davon die Figuren der Hl. Barbara und der Hl. Anna. Bekrönungsfiguren dieses Altars sind die Hl. Drei Könige.

Das reich verzierte und mit farbigen Portraits von Dominikaner-Patres versehene Chorgestühl im Chorraum aus dem Jahre 1728 stammt aus der Klosterkirche des ehemaligen Benediktinerinnenkloster Haus Escherde, ebenso wie die hinteren Reihen der Bänke im Kirchenschiff.

Erwähnenswert sind auch das große Kreuz und die Pieta an der Westseite der Kirche aus der Zeit um 1490.

Die aus Tannen-, Nussbaum- und Lindenholz gefertigte Kanzel an der Ostlängsseite hat einen sechseckigen Kanzelkorb. In die Wandungen ist das Wappen der Stifterfamilie (J. W. v. Dumpstorf D(rost) z(u) G(ronau) und das Fertigungsjahr 1716 eingearbeitet. Das Bild an der Wand zwischen Kanzelkorb und Schalldeckel mit der Darstellung des Guten Hirten wurde 1720 von derselben Familie gestiftet. Johann Wilhelm von Dumpstorf (1647- 1726) war über 25 Jahre Amtmann für das Fürstentum Hildesheim.

Die Barockorgel, gespendet vom Domherr Rabin von Malsburg, wurde 1720 erbaut und 1866 von der Firma Furtwängler an die romantischen Musikvorstellungen der Zeit angepasst. 1958/59 erfolgte ein Umbau durch die Orgelbaufirma Paul Ott aus Göttingen.

Bevor man die Kirche wieder verlässt, sieht man an der linken Seite das Taufbecken aus Sandstein aus dem 1. Viertel des 18. Jh. Er ist unter einem runden, farbig gestalteten Fenster fest in der Wand verankert und mit Puttenköpfen, Rosetten und Blattornamenten verziert.

Die Kirche wird heute von der Klosterkammer Hannover unterhalten und ist auch außerhalb der Gottesdienstzeiten täglich geöffnet, für Besucher dann allerdings nur begrenzt zu besichtigen.

Ehem. Armenhaus, Südstr. 1/Burgstraße

Auf dem Weg zur alten Burg führt der Weg vorbei am ehemaligen Armenhaus Gronaus. Es wurde im Jahre 1839 mit sieben Kammern, zwei geräumigen Aufenthaltsräumen und einer großen Küche für obdachlose Hilfsbedürftige gebaut. Darüber hinaus standen dem Armenvogt und Aufsehern drei weitere Zimmer zur Verfügung. Der Armenvogt hatte die Aufgabe, die im Haus lebenden Bewohner zu beaufsichtigen und die Geschäfte des Armenkollegiums zu führen. Er musste als Polizeidiener für Recht und Ordnung auf den Straßen und Plätzen der Stadt sorgen und darüber hinaus die Aufgaben des Ausrufers von öffentlichen Bekanntmachungen übernehmen. Bezahlt wurde er für seine Tätigkeiten aus der Armenkasse der Stadt, erhielt alle zwei Jahre einen neuen „Montierungs Rock“ und hatte freies Wohnrecht im Armenhaus.

Das Gebäude wurde 1994 restauriert und gehört heute zu den schönsten Fachwerkhäusern in Gronau.

Alte Burg, Burgstr. 21

An der Stelle des heutigen DRK Altenheims stand die alte Burg Empne, die Bischof Siegfried im Jahre 1281 hier errichten ließ.

Die Vorgängerburg hatte ursprünglich dicht an der Leine und am alten Verkehrsweg zwischen Goslar und Hameln gelegen, der durch das heute nicht mehr existierende Dorf Empne und bis zur Leine führte. Mit Ruthe, Poppenburg und Winzenburg gehörte sie zum Grenzsicherungssystem des Hildesheimer Bistums an der Westgrenze zum welfischen Fürstentum Calenberg. Diese Burg wurde 1230 und – nach Wiederaufbau – 1279 ein weiteres Mal zerstört. Bischof Siegfried verlegte ihren neuen Standort auf eine Insel zwischen zwei Leinearmen (das heutige Gronau), um die Burg als Brückenkopf zur Sicherung der Leine zu erhalten. 1522 brannte sie während der Hildesheimer Stiftsfehde nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Vermutlich errichtete man auf dem Burghof neue Gebäude, die fortan vom Amtmann des Hildesheimer Bischofs für die Ausführung seiner Geschäfte genutzt wurden. Letzter Zeitzeuge der mittelalterlichen Burg Gronau ist der Burgbrunnen, dessen Oberteil 1993 restauriert wurde.

Die aktuell auf dem Gelände des ehemaligen Amtshofes stehenden Gebäude stammen, abgesehen vom Neubau des Alten- und Pflegeheimes (1974), aus dem 19. Jh. Auf einem alten Lageplan sind das Fachwerkgebäude hinter der Stadtmauer als Lagerhaus, das rote Backsteinhaus an der Burgstraße als Pferdestall und der heute leerstehende Altbau des Alten-und Pflegeheimes eingetragen.

Wehrtürme, Stadtmauerreste, Wallanlagen und Stadttore

Zur mittelalterlichen Stadtbefestigung Gronaus gehörten nicht nur die beiden als Stadtgraben dienenden Leinearme, die die alte Stadt umgaben, sondern auch ein Wall, eine Stadtmauer und mehrere Wehrtürme, deren genaue Anzahl jedoch nicht bekannt ist. In die Stadt gelangte man nur über zwei Zugänge, das Steintor und das Leintor.

Einer der Wehrtürme ist der schon von weitem sichtbare Kirchturm der Matthäi-Kirche, das Wahrzeichen Gronaus. An diesen Wehrturm wurde 1457 das Langhaus der heutigen dreischiffigen gotischen Kirche angebaut. 1522 wurden Turm und Kirche während der Hildesheimer Stiftsfehde zerstört, beide 1542 wiederaufgebaut, der Turm allerdings in geringerer Höhe als vorher. Auch nach einem Brand im Jahre 1703 erreicht der jetzige Turm nach der Wiederherstellung im Jahre 1721 seine ursprüngliche Höhe nicht mehr.

Einen weiteren erhaltenen Wehrturm aus dem Jahr 1298 findet man in der Burgstraße in der Nähe des ehemaligen Amtshofes (heute alter Teil des DRK Altenheimes). Der dreigeschossige quadratische und etwas schief stehende Bruchstein-Turm mit pfannengedecktem Pyramidenhelm hatte ursprünglich einen Eingang und zwei kleine Fenster im ersten Obergeschoss und eine Schießscharte im obersten Geschoß. Die im Erdgeschoß liegende Tür wurde erst später gebrochen. Dieser Turm war Teil der Stadtbefestigung, deren Reste man hier ebenfalls sehen kann. Später und noch bis ins 19. Jh. diente der Turm als Gefängnis. Das „Gronauer Zeitufer“, eine Informationstafel in der Nähe der Burg, zeigt, wie der älteste Teil Gronaus ausgesehen haben könnte.

Aus literarischen Quellen geht hervor, dass zur Gronauer Stadtbefestigung möglicherweise noch weitere Wehrtürme gehört haben, auf deren Fundamente man erst im Laufe der Jahrhunderte z. B. im Rahmen von Bauarbeiten stieß oder die in Kirchenbüchern erwähnt wurden.

Während von den beiden Stadttoren nichts mehr erhalten geblieben ist, sind an verschiedenen Stellen in der Stadt noch Reste der mittelalterlichen Stadtmauer zu sehen. Da die Stadt im Laufe ihrer Geschichte mehrfach von Großbränden heimgesucht wurde, die die überwiegend aus Holz und mit Stroh gedeckten Häuser zerstörten, gab der Landesherr und Fürstbischof von Hildesheim nach einem Brand 1795 die damals noch vorhandenen Teile der Stadtbefestigung zum Abbruch frei. Gronaus Häuser sollten von da an aus weniger brandgefährdetem Baumaterial gefertigt werden. Folglich trugen die Bewohner die Mauern und Türme weitgehend ab, so dass heute nur noch einige Mauerreste erhalten sind.

Am höchsten sind die noch verbliebenen Stadtmauerreste auf der Ost- und Nordseite der Innenstadt, wo sie zum Teil seit dem 16. Jh. baulich in angrenzende Gebäude eingebunden sind und eine Höhe von bis zu 4,25 m erreichen. Ein frei stehender Mauerrest von bis zu 3 m Höhe und etwa 1,10 m Breite steht im Garten der Diakonatspfarre, ist aber aufgrund des dichten Bewuchses vom Wallweg aus nicht mehr auszumachen.

Auf der Südseite des alten Gronauer Stadtkerns erreichen die erhalten gebliebenen Mauerreste in den Gärten entlang des Südwalls hier und da noch eine geringe Höhe. An der Südostecke der Stadt dienen sie aber noch heute als Hauswände und zwischen dem Wehrturm an der Burgstraße und den Resten der bischöflichen Burg Empne ist sie bis heute erhalten und im Vorbeigehen gut zu betrachten.

Rings um die Stadtmauer verlief eine Wallanlage, über deren Beschaffenheit man heute keine genauen Informationen mehr hat. Die Historiker gehen davon aus, dass es sich hierbei nicht um einen breiten und hohen Wall, sondern eher um eine Brustwehr, also nur mannshohe Wallanlage handelte. Diesen noch immer als Wall bezeichneten und nicht mehr ganz geschlossenen Ring um die Altstadt kann man heute zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden, was ausgesprochen empfehlenswert ist.

Die beiden bereits erwähnten Stadttore existieren in Gronau nur noch über ihre Namen. Am Steintor im Osten und am Leintor im Westen führten jeweils eine  Zugbrücke über die Leine in die Stadt. Diese wurden von Brückenwärtern gesichert. Die ebenfalls mit einem Turmaufbau versehenen Stadttore wurden nicht nur im Falle einer Belagerung, sondern täglich mit Einbruch der Dunkelheit geschlossen und bei Sonnenaufgang wieder geöffnet.

Schäferhof, Am Schäferhof 8

Ein weiterer Burgmannshof der Ritter von Dötzum war der am Südwall und in der Nähe der Burg gelegene Schäferhof, der Mitte des 16. Jh. errichtet wurde. Seine Südseite lag in der Flucht der hier heute nicht mehr existierenden Stadtmauer.

Nach dem Tod Johann von Dötzums ging der Burgmannshof 1582 ebenfalls auf Johann von Bennigsen über, der ihn nach seinem Geschmack ausbaute und mit einem verzierten Erker ausstatten ließ.

Wegen weiterer baulicher Veränderungen ist die Bedeutung des ursprünglichen Adelshofes heute nicht mehr zu erkennen. Die östliche Schmalseite wurde Anfang des 19. Jh., als man das Gebäude nach dieser Seite hin verkürzte und eine Schäferei eingerichtet wurde, mit Fachwerk verkleidet. Erst seit dieser Zeit trägt der Burgmannshof seinen heutigen Namen. Unter dem Westteil des Gebäudes liegt jedoch noch immer ein alter Quertonnenkeller, am unteren und oberen Ende der für die Öffentlichkeit nicht sichtbaren Kellertreppe befinden sich die Sturzsteine zweier Türen, auf denen die Initialen und Wappen des B(artold) v. D(ötzum) und seiner Frau A(pollonia) v. W(intzingerode) sowie der beiderseitigen Mütter. In den Wappensteinen ist das Jahr 1557 zu erkennen.

Man findet das zweigeschossige Gebäude mit Krüppelwalmdach in der nach ihm benannten Straße.

Synagoge, Südstr. 14

Zeugen jüdischen Lebens in Gronau sind der Jüdische Friedhof an der Straße Hoher Escher und die Synagoge in der Südstraße. Das Ende der 1820er Jahre errichtete Fachwerkgebäude unterscheidet sich äußerlich kaum von den Nachbarhäusern. In diesem Gebäude befanden sich der Gebetsraum und ein Unterrichtsraum sowie eine Lehrerwohnung.

Die Geschichte der in Gronau ansässigen Juden ist eng mit der Stadtgeschichte Gronaus verbunden und kann hier nur verkürzt dargestellt werden. Eine ausführliche Darstellung des Lebens der Gronauer Juden in der Stadt findet sich in einer von der Historikerin Andrea Baumert verfassten dreiteiligen Abhandlung in der Schriftenreihe des Gronauer Stadtarchivs in den Heften der Jahrgänge 1991-1993, 1995 und 1996.

Erste wirklich belegbare Spuren jüdischen Lebens reichen bis ins 14. Jh. zurück, das Quellenmaterial für diese Zeit ist nach Angaben Baumerts jedoch dürftig und erst für die Zeit ab dem 18.bJh. wesentlich umfangreicher.

Seit der Stadtgründung bis zum Beginn des 19. Jh. (mit Ausnahme von etwa 120 Jahren infolge der Hildesheimer Stiftsfehde) gehörte Gronau im Wesentlichen zum Hochstift Hildesheim. In der christlich geprägten Gesellschaftsordnung nahm die jüdische Bevölkerung wegen ihrer religiösen Überzeugung eine Sonderrolle ein, sie galten als Ungläubige und wurden in rechtlicher, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht benachteiligt und verfolgt. Nach den Pogromen infolge der Kreuzzüge in den Jahren 1096 und 1146 standen die Juden daher über das sogenannte „Judenregal“ unter der Obhut des Kaisers. Dieses verpflichtete den Kaiser einerseits zum Schutz der Juden, die Juden andererseits zu Schutzgeld- und Steuerzahlungen.

Das Judenregal ging im Laufe der Zeit an die jeweiligen Landesherren über und befand sich im 14. Jh. demnach in den Händen des Hildesheimer Bischofs. In Urkunden aus den Jahren 1438 und 1457 wird die Ansiedlung jüdischer Familien in Gronau dokumentiert.

Da die Juden im Wirtschaftsleben des Mittelalters eine wichtige Rolle im Waren- und Fernhandel spielten, fürchteten die christlichen Kaufleute deren Konkurrenz und man verwehrte den Juden den Zugang zu Gilden und Zünften. Die einzige Möglichkeit der Existenzsicherung war infolgedessen das Geld- und Pfandgeschäft, aus dem sich außerdem der erfolgreiche Handel mit Altwaren entwickelte. Dies jedoch führte zu weiteren Konfrontationen mit christlichen Händlern, die sich in ihren Zunftprivilegien verletzt fühlten. Trotz des Schutzes durch den Bischof, der auf die regelmäßigen Steuereinnahmen der Juden angewiesen war und auf diese nicht verzichten wollte, wird es auch in Gronau zur Vertreibung der jüdischen Bewohner gekommen sein. Nach den Ausführungen von Baumert kann man erst ab dem 17. und vor allem dem 18. Jh. wieder von einer zunehmenden Siedlungstätigkeit von Juden in Gronau ausgehen. Im Zeitraum zwischen 1732 und 1800 stieg die Zahl der in Gronau sesshaften Schutzjuden von 15 auf 69, wobei auch deren Familienmitglieder (ca. 5 Personen pro Schutzbrief) mit einbezogen waren und hinzugezählt werden müssen.

Die Position der am Rande der christlichen Gesellschaft lebenden Juden veränderte sich erst im Verlaufe des 19. Jh., als sich unter dem Einfluss der französischen Revolution das System der Privilegiengesellschaft zu einem neuen Rechts- und Staatsverständnis veränderte. Erst jetzt wurden aus rechtlich und wirtschaftlich benachteiligten Juden gleichberechtigten Staatsbürger jüdischen Glaubens.

Zur Zeit des Königreichs Westfalen wurde den Juden durch die westfälische Verfassung vom 13.11.1807 eine bedingungslose Gleichberechtigung zugeschrieben, die sich auch auf das Leben der Gronauer Juden nicht nur in rechtlicher, sondern auch wirtschaftlicher Hinsicht positiv auswirkte.

Im Jahre 1830 wurde Gronau zur selbstständigen Synagogengemeinde erhoben, der sich die Orte Betheln und Wallenstedt und später auch Banteln und Eime anschlossen. Die Gottesdienste fanden zunächst in einem angemieteten Hinterhaus statt, bis man die Synagogen in der Südstraße errichtete.

Zur endgültigen Aufhebung des Schutzjudentums kam es erst im Jahre 1842 durch das hannoversche Emanzipationsgesetz. Zur Zeit des Königreiches Hannover fand ein Aufstieg der Gronauer Juden in die Mittelschicht statt. Zahlen, die das Steueraufkommen der Gronauer Bevölkerung zusammenfassen, zeigen, dass der Anteil der Juden an der Ober- und Mittelschicht deutlich größer war als der der christlichen Bevölkerung. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt durch den Handel mit Vieh, Fleisch und Fellen, aber auch mit Altwaren. Durch umfangreichen Immobilienbesitz verbesserten sich ihre Vermögensverhältnisse weiter deutlich. Als um 1870 einige wohlhabende jüdische Familien in größere Städte oder ins Ausland auswanderten, kam die bis dahin relativ wohlhabende jüdische Gemeinde in finanzielle Schwierigkeiten. Gottesdienste konnte nur noch dann abgehalten werden, wenn Juden aus den Nachbarorten teilnahmen.

Die von den Gronauer Juden gegründete Elementarschule konnte aber wegen der ausreichenden Schülerzahlen bis etwa 1880 allein betrieben werden. Erst danach teilten sich die Gronauer und Elzer Gemeinde einen Lehrer. Die Schule bestand bis 1908.

Bis zur Jahrhundertwende waren die Juden weitgehend in das Leben der Gronauer Gesellschaft integriert. Die noch in der Stadt ansässigen jüdischen Kaufleute betrieben Landwaren- und Manufakturwarenhandlungen. Diese Lebensgrundlage wurde ihnen jedoch durch den Boykott der drei noch verbliebenen jüdischen Geschäfte ab dem Sommer 1935 entzogen. Neu erlassene gesetzliche Bestimmungen führten auch in Gronau dazu, die jüdischen Bürger aus dem Bereich des öffentlichen Lebens zu verdrängen.

Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge geplündert und die Inneneinrichtung auf dem Marktplatz verbrannt. Nur weil das kleine Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnhäusern anderer Gronauer Familien stand, blieb die Synagoge vom Feuer verschont. Leider weist heute keine Tafel am nun als Wohnhaus genutzten Fachwerkhaus in der Südstraße 14 auf seine ursprüngliche Bestimmung hin. Wie ein Gronauer Bürger die Nacht im November 1938 erlebt hat, erzählt er hier.

Bis 1941 hatten nahezu alle jüdischen Familien Gronau verlassen. Die letzten beiden jüdischen Bewohner wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort umgebracht.

Paterhof, Südstr. 34

Einen weiteren Burgmannshof besaß die Familie Bock von Wülfingen an der südlichen Stadtmauer Gronaus, ein heute nicht mehr existierendes und noch unter dem Namen „Rotes Haus“ bekanntes Anwesen. Das Michaeliskloster Hildesheim, das bereits einen Zehnthof in der nach diesem benannten Mönnekenstraße (Mönchstraße) in Gronau besaß und seit 1648 einen Pater als Administrator über diesen Hof eingesetzt hatte, kaufte das beim Stadtbrand 1703 vernichtete Anwesen der Bock von Wülfingen und errichtete dort ein neues Gebäude, den nach seinen neuen Besitzern benannten Paterhof. An den Zehnthof an der Mönchstraße erinnert heute nur noch ein alter Brunnen.

Der Paterhof ist ein massives, glatt verputztes Bruchsteingebäude mit Sandsteinsockel und Eckquaderstreifen. An den Schmalseiten hat es vier, an den Breitseiten fünf Fensterachsen. Fenster und Türen sind mit Sandstein eingefasst.

Über dem flachbogigen Haupteingang auf der Ostseite des Gebäudes befindet sich eine Sandsteinplatte mit Wappen des Bauherrn und Bauinschrift in Rocaille-Rahmen. Bauherr war demnach Abt Ludovicus von St. Michaelis, Bischof von Anemurion (eine antike Siedlung südwestlich des heutigen Anamur/Türkei) und Weihbischof von Hildesheim, der den Paterhof 1760 errichten ließ.

Auf der Ostseite des Paterhofes steht auch heute noch die ebenfalls aus massiven Bruchsteinen bestehende Zehntscheune.

Über eine Holzpforte in der alten Bruchsteinmauer können die Bewohner des Paterhofes den Südwall direkt erreichen.

Paterhof und Scheune sind in Privatbesitz und daher für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Im Westen der Altstadt

Fachwerkhäuser am Leingarten, Leintor 4 und 6

Bauherr(en) und Baujahr des Gebäudekomplexes Leintor 4 und 6 sind heute nicht mehr bekannt. Aus der Tatsache, dass die beiden Häuser über sich sehr voneinander unterscheidende Kellergeschosse verfügen, lässt sich schließen, dass ursprünglich auch zwei sehr verschiedene Häuser auf dem Doppelgrundstück standen. Die Zeit der Erbauung der heute an dieser Stelle stehenden Fachwerkhäuser wird auf die Zeit um 1750 geschätzt. Nach den Ausführungen von Heinrich Dörrie (1911-1983), der 1975 die Geschichte seiner Familie erforschte (Aus der Geschichte der Familie Dörrie in Gronau(Leine), Bibliothek des Niedersächs. Landesvereins für Familienkunde e.V. Hann. Nr E856Akz.Nr.4244/79), erwarben der Ziegeleibesitzer Heinrich Dörrie, der seinen Ziegeleibetrieb 1930 von Eitzum nach Gronau verlegt hatte, und der Holzunternehmer Christian Pape die beiden Haushälften des Fachwerkkomplexes in den Jahren 1839/40. Beide waren miteinander verschwägert: Heinrich war mit Johanne geb. Hagen und Christian mit Adolphine geb. Hagen verheiratet, beide Töchter des Ölmühlenbesitzers Hagen. „So entstand ein für damalige Begriffe sehr stattliches Familienunternehmen, das ganz Gronau mit Baumaterial versorgen konnte.“ Im Dezember 1840 bewohnten die beiden miteinander verwandten Familien das Haus bereits, die „zur Stadt hin gelegene Hälfte des Hauses gehörte der Familie Pape (...). In der (...) zur Leine gelegenen Hälfte des Hauses wohnte im Erdgeschoss Heinrich Dörrie mit seiner Frau und den drei Kindern Johanne, Heinrich und Fine. Das obere Stockwerk war an die Familie Nicolai – gleichfalls mit den Pape und den Dörrie verschwägert – vermietet. Man brauchte die Mieteinnahme – im Unterschied zur Holzhandlung scheint die Ziegelei anfangs nicht viel abgeworfen haben.“ Nach dem frühen Tod seines Vaters und im Auftrag der auch bald verwitweten Tante musste der erst zwanzig Jahre alte Heinrich sowohl den elterlichen Betrieb als auch den seines Onkels Christian übernehmen und ausbauen. „Während langer Jahre war unser Großvater Heinrich Dörrie lediglich der Geschäftsführer seiner Mutter und seiner Tante...Erst wenige Jahre vor seinem Tode wurde er, als Erbe, wirklich der Besitzer der beiden Firmen (...).”

Ihren Namen tragen die beiden Häuser am Leintor 4 und 6 wegen ihrer großen und einst außergewöhnlichen Gartenanlage, die sich im Laufe von Jahrzehnten und durch den Zukauf benachbarter Gartenflächen immer weiter veränderte und an die jeweils aktuelle und bevorzugte Gartenkultur angepasst wurden. Aus der Zeit der Erbauung der beiden Häuser existiert noch eine alte Linde, nach dem Kauf der beiden Familien pflanzten diese viele Bäume und Sträucher aus Nordamerika, Asien und anderen Teilen Europas. Ab Mitte des 19. Jh. legte man Rosenbeete von meist englischen Züchtungen an, fasste Beete mit Steinen aus dem Gipsbergbau im nahegelegenen Eime ein und gestaltete aus diesem Material auch Sitzgrotten.

Zu Beginn des 20. Jh. fand eine Umgestaltung von Haus und Garten im Sinne des Jugendstils statt. Aus einem Schafstall wurde ein Jugendstilsaal mit zwei angeschlossenen Wintergärten und vor einer von Charles Tiffany entworfenen Rotunde entstand ein Lichthof mit Rankpflanzen und Stauden. Später kamen in anderen Teilen des Gartens ein Gewächshaus und Flächen für den Anbau von Obst und Gemüse hinzu.

In den beiden Häusern entwickelte sich außerdem ein Mittelpunkt für Kunst und Kultur, in dem die Mitglieder und Freunde der Familien private Hauskonzerte und Lesungen veranstalteten und Ausstellungen organisierten.

Im 20. Jh. verkauften die Erben der Familie Dörrie die Fachwerkhäuser am Leinegarten. Die neuen Besitzer setzten sich zum Ziel, das 250 Jahre alte Denkmalensemble in Zusammenarbeit mit Kulturvereinen und Kunstschaffenden wieder mit neuem Leben zu füllen, einzelne Räumlichkeiten für Feierlichkeiten zu vermieten und zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten. Diese Planungen konnten jedoch nicht erfolgreich umgesetzt werden. Seit 2016 stehen die Gebäude nunmehr leer, die einst außergewöhnlichen Gärten werden nicht mehr genutzt und gepflegt und der wilde Wein rankt dicht an der Fassade der beiden Fachwerkgebäude hinauf.

Die Produktion der Dörrie’sche Ziegelei vor dem Steintor am Steinweg, der heutigen Steintorstraße, wurde zu Beginn des 2. Weltkrieges, nachdem man noch um 1900 die Handfertigung der Ziegel durch die maschinelle Ziegelproduktion ersetzt hatte, eingestellt. 1955 verkaufte der Enkel von Johann Heinrich Georg Dörrie, Kurt Dörrie, das Ziegeleigelände an die Stadt Gronau. Von den Gebäuden des Betriebes ist nichts erhalten geblieben. Damit ging die Tradition der Ziegelherstellung, die in Gronau schon seit dem 16. Jh. belegt ist, zu Ende. Die städtische Ratsziegelei hatte bereits 1895 ihren Betrieb eingestellt.

Die zum Dörrie’schen Besitz gehörende und in der Nähe des großen Fachwerkwohnhauses gelegene Holzhandlung am Leintor wurde 1956, wenige Monate vor dem Tod Kurt Dörries, an den Holzhändler Maas verkauft, der sich vertraglich verpflichtete, den Namen „C. Pape Holzhandlung“ zu übernehmen. Unter diesem Namen besteht der Betrieb noch heute an gleicher Stelle, wurde aber im Laufe der Zeit modernisiert.

An die Familie Dörrie erinnert außerdem das kleine Brückenhaus am Leintorkreisel, über das im folgenden Absatz mehr zu erfahren ist.

Brückenhäuschen, Leintor 20

Mit dem Brückenhäuschen am Leintor in Gronau verbindet sich eine besondere Geschichte. Das kleine Fachwerkhaus wurde Mitte des 19. Jh. direkt vor der Leinebrücke errichtet. Es war ab 1870 im Besitz der Familie Pape, die in Gronau eine Holzhandlung am Leintor betrieb und das Haus Mitarbeitern als Wohnhaus zur Verfügung stellte.

Der gesamte Pape’sche Besitz und somit auch das Häuschen am Leinetor ging über verwandtschaftliche Beziehungen an die Familie Dörrie über.

Als in den Jahren 1929/30 am Leintor die Kreismittelschule errichtet und in Betrieb genommen wurde, störte das Fachwerkhaus offenbar den Blick auf das neue Schulgebäude. Kurt Dörrie stimmte dem Abriss des Hauses jedoch nicht zu und man einigte sich darauf, das kleine Wohnhaus auf die andere Straßenseite auf Dörrie’schen Grund und Boden zu versetzen. Im Oktober waren Abbau und Wiederaufbau abgeschlossen. Seitdem steht das ehemalige Brückenhäuschen an diesem Platz, der seit dem Bau der Gronauer Umgehungsstraße direkt am Leintorkreisel liegt.

Seit dem Jahr 2000 wird das Fachwerkhaus vom Fischereiverein Gronau, der sich als Pächter für den Erhalt des Gebäudes kümmert, als Vereinsheim genutzt.

Johanniskirche/Lehder Kirche, auf dem ev. Friedhof, Calenberger Allee

Die Johanniskirche ist die alte Dorfkirche des ehemaligen Dorfes Lehde und einziges erhaltene Gebäude dieses Ortes.

Die romanische Bruchsteinkirche, die bereits 977 in einer Urkunde Kaiser Ottos III. als Zubehör des Königshofes in Brüggen erwähnt wird, wurde 1624 mit neuen Türen und Fenstern versehen und 1877 im gotischen Stil renoviert.

Außen an der Nord- und Ostwand der Kapelle lehnen eine Reihe von Grabsteinen aus dem 17. und 18. Jh., die u.a. für Heinrich Crusius (1619-1648), Rektor des Gronauer Schule und designierter Pastor in Gödringen und Johann Friedrich Forcken (1688-1768) und dessen Frau Dorothea Margaretha Dettmern (1704-1774) angefertigt wurden. Forcken war als Apotheker und Brauer in Gronau tätig und hatte außerdem das Amt des Bürgermeisters inne.

Die Lehder Kapelle steht auf dem Evangelischen Friedhof Gronaus – noch bis Anfang des 19. Jh. wurden Verstorbene auf dem Kirchhof der Matthäi-Kirche beigesetzt – und wird hauptsächlich für Trauerfeiern und Beerdigungen genutzt. Darüber hinaus werden hier die Osternacht sowie weitere Gottesdienste am Johannistag (dem Namenstag der Kirche am 24. Juni), am Nachmittag des Ewigkeitssonntages (letzter Sonntag des Kirchenjahres) und am 4. Advent gefeiert.

Johanniter-Krankenhaus, Johanniter Str.1-3

Zur Geschichte der Krankenversorgung der in Gronau und Umgebung lebenden Bevölkerung gehörten nicht nur das im Mittelalter entstandene St. Georg-Stift, sondern auch das 1871 in einem Haus an der Südstr./Ecke Leintor eröffnete Karl-von-Savigny-Stift zum Hl.Joseph, das Geschenk eines unbekannten Wohltäters an die katholische Kirchengemeinde in Gronau. Das Krankenhaus wurde von den Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul verwaltet. Diese hatten nicht nur den Auftrag, sich ohne Rücksicht auf Konfession und Stand der Patienten der Krankenpflege in Stadt und Umgebung anzunehmen, sondern darüber hinaus insbesondere den Mädchen und jungen Frauen die elementaren Grundlagen schulischer Bildung und Handarbeit zu vermitteln. Nach der Eröffnung des Johanniter-Krankenhauses diente es jedoch nur noch als Altenheim und während der Weltkriege als Lazarett.

Der Bau des Gronauer Johanniter-Krankenhauses am Bantelner Weg wurde auf Initiative des damaligen Landrates August von Rheden und seiner Frau Elfriede im Jahre 1906 im Kreistag von Hannover beschlossen.

Die Einweihung des Krankenhauses, für das das Ehepaar von Rheden ein noch heute im Eingangsbereich ausgestelltes Fenster stiftete, erfolgte am 29. Oktober 1908 durch den Herrenmeister des Johanniterordens Prinz Eitel von Preußen. Der Bau des Krankenhauses konnte u.a. durch gesammelte Spenden des Vaterländischen Frauenvereins realisiert werden.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Krankenhaus durch An- und Ausbauten erweitert und modernisiert. Reformen und Gesetzesänderungen im Bereich der Gesundheitswesen führten u.a. 2004 zur Fusion der Krankenhäuser in Alfeld und Gronau.

Derzeit verfügt das Johanniter-Krankenhaus über 111 Betten und versorgt in verschiedenen Abteilungen jährlich 5000 stationäre und 4500 ambulante Patienten.

Das Krankenhaus hat Netzwerke zum Caritas-Verband und der Diakonie geknüpft, betreibt seit 2007 ein chirurgisches MVZ im eigenen Haus sowie ein eigenes Therapiezentrum.

Weitere Informationen erhält man unter www.johanniter.de/johanniter-kliniken/johanniter-krankenhaus-gronau/das-johanniter-krankenhaus-gronau.

Im Osten der Altstadt

Gebäude an der Bahnhofstraße

Innerhalb der Stadt erinnert heute nur noch die Bahnhofstraße an die Zeiten der Reisen per Zug. Diese recht breit angelegte Straße scheint einst ein repräsentatives Eingangstor zur Stadt gewesen zu sein, denn sie ist noch heute von einigen schönen und zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Villen und Wohnhäusern gesäumt.

Besonders auffällig ist das große Gebäude auf dem linksseitigen Eckgrundstück (Bahnhofstr.19) an der Einmündung von der Ladestraße in die Bahnhofstraße. Zwischen 1905 und 1908 erwarb ein Bauunternehmer ein Bankiershaus, das am Schiffgraben in Hannover stand. Der neue Eigentümer ließ das Haus in Hannover abtragen und in Gronau wieder aufbauen. Ursprünglich als Privatklinik geplant, diente es aber von 1939 bis 1955 als Schulgebäude der 1895 in Gronau gegründeten Landwirtschaftsschule, die bis dahin im Bockhof II in der Junkernstraße untergebracht gewesen war.

Auf dem Grundstück der stillgelegten städtischen Ziegelei entstand das Bahnhofshotel „Hohenzollern“ (Bahnhofstr. 11). Im Anbau des Gebäudes, das heute kein Hotel mehr ist und in dem sich aktuell ein Speiselokal befindet, eröffneten 1919 die über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Gronauer Lichtspiele ihre Türen.

Zu den Baudenkmalen in dieser Straße gehört das private Wohnhaus mit der Nr. 6.

Ganz am entgegengesetzten Ende der Bahnhofstraße steht mit der Nr. 2 schließlich das Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse. Im Rahmen der Erweiterung der Geschäftsstelle der heutigen Sparkasse blieben Teile des alten Kreissparkassengebäudes aus dem Jahre 1900 erhalten und wurden durch zeitgemäße und vorgesetzte Neubauten ergänzt.

Im Norden der Stadt

Ruine der St. Georgskapelle, Kleiweg

Das Spital St. Georg zu den 14 Nothelfern und die dazu gehörende Kapelle wurde im frühen 15. Jahrhundert gegründet. Das genaue Entstehungsjahr ist allerdings nicht bekannt.

Da das Spital vor den Toren der zwischen den Leinearmen liegenden mittelalterlichen Stadt Gronau lag, kann man nach Ansicht der Gronauer Stadtarchivarin Konstanze Weinmeister davon ausgehen, dass es als Pest- bzw. Leprosenhaus (Siechenhaus) gebaut wurde. Mit dem Bau solcher Häuser war zudem der Bau einer Kapelle verbunden, denn die erkrankten Bewohner durften nicht am öffentlichen Leben teilnehmen und die Gottesdienste der Stadtkirchen nicht besuchen. Auch der Name des Spitals spricht für eine Nutzung als Seuchenhaus, denn der Hl. Georg galt als Patron der Leprakranken, die Nothelfer wurden in besonders schwierigen Lebenssituationen um Hilfe angerufen.

Die Frage nach dem oder den Erbauer(n) und Stifter(n) ist bis heute nicht geklärt. Bekannt ist lediglich, dass die Familien Bock von Wülfingen und von Rheden die Bauplätze für Spital und Kapelle stifteten.

Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Nutzung des St. Georg-Spitals. In Kirchenbüchern wird es auch als Armenhaus bezeichnet, in dem im 17. und 18.Jh. zumeist besonders bedürftige Frauen, zeitweise aber auch Männer wohnten.

Das Stift wurde im Norden der Stadt an der Despe gebaut, wobei das Stift nördlich und die Kapelle ihm gegenüber auf der anderen Seite des Baches lag und durch eine kleine Brücke miteinander verbunden waren. Zum Stift gehörten außer der Kapelle und dem zugehörigen Friedhof ein Garten, den die Bewohner in Teilen bewirtschaften durften.

Finanziell unterstützt wurde das St. Georg-Stift durch Spenden wohlhabender Adelsfamilien wie der Familien von Steinberg (Brüggen) und von Bennigsen (Banteln). Die Stifterfamilien hatten damit ein Mitspracherecht über die Vergabe der Wohnstellen an Bedürftige und konnten Bewerber*innen aus Brüggen oder Banteln bevorzugen. Weitere Unterstützung erhielten die Stiftsbewohner durch Spenden aus der Bevölkerung und durch die Armenfürsorge. Das Stift verfügte über Einkünfte durch Verpachtungen von Ländereien und Gärten und durch Zinseinnahmen.

Im Laufe der Jahrhunderte und insbesondere im 19. und 20. Jh. verschlechterte sich die finanzielle Situation des St. Georg-Stiftes jedoch zunehmend. Das Stiftsgebäude verfiel nach und nach und wurde Mitte der 60er Jahre abgerissen. Die Kapelle wurde aus sicherheitstechnischen Gründen bis auf die Außenmauern abgetragen und existiert heute nur noch als Ruine.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Bischöfliche Mühle/Stadtmühle/Papierfabrik, Burgstraße

Windmühle, Hoher Escher 9

Zu den ältesten Gewerbebetrieben gehörten in Gronaus Geschichte vier Mühlen, die entweder im Stadtgebiet oder in der näheren Umgebung lagen. Nur von zwei Mühlen sind Spuren erhalten geblieben.

Die Papierfabrik an der Burgstraße entstand an der Stelle und dem Gelände der ältesten Mühle Gronaus.Diese war als Teil und in unmittelbarer Nähe der bischöflichen Burg zwischen 1281 und 1284 errichtet worden. Erste urkundliche Erwähnung findet die durch Wasserkraft betriebene Kornmühle im Jahre 1329. Die bischöfliche Mühle ging 1497 durch Verkauf in die Hände der Stadt Gronau über.

Vermutlich Mitte des 16. Jh. – der genaue Zeitpunkt ist nicht bekannt – zweigte man einen Leine-Arm mit besonders großer Wasserkraft ab und errichtete an diesem eine Öl- und Sägemühle. 1859/60 verpachtete der Müller Julius Albrecht diese an den Alfelder Papierfabrikanten Woge, der die Mühle zu einer Strohpappenfabrik umbaute und zehn Jahre später den gesamten Mühlenbetrieb kaufte. 1872 ging die Fa. Woge in eine Aktiengesellschaft „Hannoversche Papierfabriken Alfeld-Gronau, vormals Gebr. Woge“ über.

Ab Ende des 19. Jh. fand an diesem Standort die gesamte Papierproduktion statt. 1994 wurde die Leinetal Papierwarenfabrik GmbH von der Firma Landré übernommen, die 2000 in die Firmengruppe HAMELIN überging. Seit 2004 ist die Papierverarbeitung in den Westen der Stadt verlegt.

Erhalten geblieben sind bis heute das Leinewehr am Leinemühlengraben und ein Verwaltungsgebäude der Landré Papierwaren, außerdem das Wohnhaus des Fabrikdirektors.

Gronaus Windmühle entstand im Jahre 1874 am Hohen Escher, einer 80 m hohen Erhebung im Osten von Gronau. Nach einem Brand im Jahre 1881 wurde sie sofort wieder aufgebaut. Im Jahre 1883 übernahm der Müller W. Koopmann die Mühle, ab 1904 wurde sie zusätzlich mit Strom durch das städtische Elektrizitätswerk versorgt. Koopmanns Sohn verlegte den Mühlenbetrieb 1924 in die Stadt in die Junkernstraße, wo er ihn auf Elektro-Antrieb umstellte.

Das Mühlengebäude wurde bis auf seine Grundmauern abgerissen. Auf diesen entstand 1927 die Kaffeewirtschaft „Zur Bergmühle“, die sich wegen des schönen Blicks auf die Stadt und der Nähe zum Stadtpark zu einem beliebten Ausflugsziel für die Bewohner Gronaus und der Umgebung entwickelte. Der Betrieb wurde 1959 geschlossen und das Grundstück an die Neuapostolische Kirchengemeinde verkauft. Nur in der eigentümlichen Gebäudeform der ehemaligen Kaffeewirtschaft lässt sich heute noch der Sockel des alten Mühlengebäudes nachvollziehen. Neben diesem Gebäude sind im Verlaufe der Jahre weitere Gebäude der Neuapostolischen Kirchengemeinde entstanden.

An die Gronauer Windmühle erinnert heute nur noch die Windmühlenstraße in der unmittelbaren Umgebung.

Holzhandlung C.Pape

Die Gebäude der Holzhandlung Pape, deren Firmengründer Christian Pape in enger familiärer Beziehung zur Familie Dörrie in Gronau stand, befanden sich schon von Beginn an am heutigen Standort am Leintor. Obwohl der heutige Inhaber kein Nachkomme der Familie Pape ist, hat sich der Firmenname, wie am großen Firmenschild zu sehen ist, nicht geändert. Warum das so ist und welche Geschichten sich außerdem um die in Gronau sehr geachtete Familien Pape und Dörrie ranken, erfährt man hier.